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Starkwind in der Lagune

Es ist wieder Zeit zum Aufbruch. Heute Nacht soll sich ein starker Südwind aufbauen, bei dem wir gut geschützt liegen möchten. Daher setzen wir unsere Inselumrundung bei leichtem Wind fort. Zuerst fahren wir unter Motor, da der Wind zum Segeln einfach nicht reicht. Schließlich brist es auf und so entferne ich die Persenning von unserem Großsegel. Doch plötzlich halte ich den Baum in Händen. Ich erschrecke. Wie kann das so leicht passieren? Sollte der nicht sicher am Mast befestigt sein?!

Mit meiner Unterstützung schiebt Michi den Baum wieder in die Schiene am Mast und schraubt ihn gut fest. Zusätzlich sichert er ihn noch mit einer Leine. Wir fädeln die Mastrutscher des Segels wieder in die Schiene ein und dann können wir endlich segeln. Der Wind trägt uns leicht und gemütlich über das Wasser und ich entspanne mich mit einem Buch. Trotz perfekter Fischergeschwindigkeit hat Michi leider wieder kein Angelglück. Irgendwann klappt es sicher mal.

Unser Ziel ist ein besonderer Ort. Durch eine schmale Einfahrt gelangen wir in eine Lagune, in der das Wasser nirgendwo tiefer als zehn Meter ist. Es ist zwar nicht klar, aber leuchtet angenehm türkis. Sobald man ein Stück in die Lagune hineingefahren ist, bietet sie Schutz in alle Himmelsrichtungen. Wir begeben uns an das südöstliche Ende, damit sich beim kommenden Südostwind nicht allzu große Wellen aufbauen können. In neun Meter tiefen werfen wir den Anker und geben viel Ankerkette, um dem angekündigten Starkwind standhalten zu können. 

Am Nachmittag klettert Michi auf halbe Höhe den Mast hinauf und werkelt dort etwas herum. Die Situation ist günstig, denn wir haben zur Abwechslung mal kaum Wind und keine Welle. Zur Nacht sichern wir alles gut. Wer weiß, wie stark der Wind tatsächlich ausfällt.

Gegen vier Uhr morgens legt der Wind los. Von schlagenden Fallen werde ich geweckt und schlafe danach nur noch unruhig weiter. Wind kann verdammt viel Lärm auf einem Segelboot erzeugen und besonders unter Deck hören sich die Geräusche noch wilder an. Oft lassen sie sich nicht direkt zuordnen. Doch befürchten müssen wir eigentlich nichts. Hinter uns ist enorm viel Platz. Selbst wenn unser Anker rutschen würde, wären wir noch weit vom oder anderen Booten entfernt.

Im Laufe des Tages nimmt der Wind weiter zu und in den Spitzen haben wir Böen bis 35 Knoten, das sind knappe 70 km/h. Die Falle schlagen, das Rigg pfeift und alle Fahnen und Stoffe rascheln laut. Pallini dreht sich im Halbkreis um den Anker herum. Wenn eine Böe uns dann seitlich trifft, bekommen wir eine Krängung wie beim Segeln, bevor wir uns wieder aufrichten und unser Heck sich in die andere Richtung dreht. 

Plötzlich fällt Michi auf, dass die Hängematte weg ist. Sie liegt eingepackt in ihrer Tasche immer in der Öffnung der Dachluke und hält diese damit einen Spalt offen. So weht der Wind nicht so stark durchs Boot. Ich stecke meinen Kopf durch die Luke hinaus und suche das Deck nach dem Sack ab. Doch ich sehe nichts. Ist sie etwa über Bord gegangen? Da sehe ich, wie Michi sein T-Shirt auszieht und geradewegs in die Fluten springt. Erfolgreich rettet er die Hängematte und schafft es mit einigem Kraftaufwand gegen die Strömung zurück zum Boot. Mein Held! Der Wind ist nicht zu unterschätzen.

Gegen Nachmittag werden die Pausen zwischen den starken Böen langsam etwas länger und insgesamt scheint der Wind ein wenig abzuflauen. Ich bin echt froh, dass wir diese Lagune gefunden haben, in der sich keine Wellen bilden und wir zumindest insofern gut geschützt sind. Mittlerweile haben wir oft genug geankert, um ihm einiges zuzutrauen und so fühlen wir uns nie wirklich unsicher. Trotzdem ist es gruselig, mit was für einer Gewalt der Wind die Pallini ergreift und zur Seite drückt. Ohne den Anker wären wir bloß ein Spielzeug für den Wind. Laut Beaufort-Skala befinden wir uns noch im Bereich von starkem Wind, als Sturm zählt es nicht – auch wenn es sich irgendwie so anfühlt.

Trotz der Geräuschkulisse ist es gemütlich im Boot. Ich bereite ein Brot vor, das heute Abend im Ofen gebacken wird. Zwischendurch spielen wir eine Runde Karten und essen einen Bulgursalat. Manchmal stehen wir auch einfach nur im Cockpit und beobachten den Wind und seine Auswirkungen auf uns und die anderen Boote. Am frühen Abend lässt der Wind nach und dreht schließlich. Es ist vorbei und alles ist gut überstanden!

Das Wasser hat sich sogar so weit beruhigt, dass wir mit unserem Dingi an Land fahren können. Am steinigen Ufer finden wir jede Menge Treibholz. Da würde sich ja fast ein Lagerfeuer anbieten… Gesagt, getan. Feuerzeug, Bier, Marshmallows und Musikbox geholt und dann sitzen wir am Feuer unter den Sternen. Immer wieder besuchen uns kleine Krebse, die sich vom Feuer angezogen fühlen. Bis auf einen, der leider verglüht, kann Michi alle rechtzeitig verscheuchen. Mit rauchigen Haaren schlafen wir später ein.

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