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„Nur mal eben kurz“

Eigentlich wollte ich mich schon seit heute Morgen an den Laptop setzen und etwas über die letzte Nacht schreiben, doch irgendwie bin ich nicht dazu gekommen. Erst einmal habe ich mich erweichen lassen, doch noch einmal zu Michi zurück ins gemütliche Bett zu kriechen. Es ist aber auch einfach zu kuschelig im Bug, da könnte ich den halben Tag verbringen. Ist bei der Aussicht draußen und dem Sonnenschein aber natürlich viel zu schade.

Nach einem entspannten Frühstück wurde unser Cockpit kurzerhand in ein Frisörstudio umgewandelt und Michi hat seine Haare geschnitten bekommen. Nachdem die Haare nicht mehr an seinem Kopf waren, klebten sie überall anders am Boot. Also wurde eine kurze Putzsession im gesamten Cockpit eingelegt. Nun aber endlich an den Laptop – dachte ich mir. 

Davor wollte ich noch schnell den Spiegel wieder im Badezimmer aufhängen, den Michi zum Bart rasieren abgenommen hatte. Leider hatte sich in der Zwischenzeit die Metallaufhängung verabschiedet. Das Problem musste dann gelöst werden. Ein Faden und Panzertape schufen Abhilfe. Nun musste der doofe Klebehaken aber auch nicht mehr im Bad hängen bleiben, also noch schnell ein Loch gebohrt und einen kleinen Metallhaken eingedreht. 

Eigentlich hätte ich jetzt aufhören können, doch wo ich schon dabei war, wurde auch noch eine Aufhängung für die Klopapierrolle gebastelt. Anschließend bekamen wir eine E-Mail mit der Zuteilung unserer MMSI. Das ist eine Kennnummer, mit der Bootsdaten verknüpft sind und die bei Notmeldungen eine wichtige Rolle spielt. Nun ist sie in unserem Funkgerät abgespeichert. Als finales Projekt entschloss ich mich dann noch, einen Haken von der Küche in das Bad umzuschrauben, um dort auch ein Handtuch aufhängen zu können.

Endlich hatte ich es geschafft, das Werkzeug wieder zu verstauen und den Bastelvormittag zu beenden. Doch bevor ich mich diesem Eintrag widmen konnte, wollten wir uns kurz der Routenplanung für den Nachmittag und die nächsten Tage widmen. Wir wollen zum Wochenende wieder hoch nach Samos segeln und genau für dann ist starker Nordwind vorhergesagt. Wir diskutierten ewig über diverse Optionen, Inseln und Buchten und wechselten zwischen Windvorhersage-App, Navigations-App und Ankerplatz-App. 

Jetzt steht zumindest ein grober Schlachtplan: heute Nachmittag wollen wir noch drei Seemeilen von Arki nach Lipsi segeln und dort die Nacht in einer nach Westen geschützten Bucht verbringen. Morgen müssen wir dann knappe 20 Seemeilen nach Nordwesten kreuzen, wo wir eine nach Norden geschützte Bucht im Süden von Fourni ansteuern wollen. Dort können wir hoffentlich den starken Nordwind abwettern und am Samstag dann weiter nach Samos segeln, wenn der Nordwind wieder etwas nachlässt. So die Theorie, aber die Praxis sieht meist anders aus. In den letzten Tagen hat der Wind meistens gemacht, was er wollte und oftmals nicht unbedingt das, was vorhergesagt war. 

Womit ich beim eigentlichen Thema meines Textes wäre. Fast. Denn mittlerweile ist es Zeit für das Mittagessen. Auch keine leichte Entscheidung für uns wahnsinnig entschlussfreudige Menschen an diesem Tag. Am Ende fällt die Wahl auf arme Ritter – süß mit Zimtzucker für mich und herzhaft mit Pfeffer und Salz für mich. Frisch gestärkt sitze ich jetzt tatsächlich am Laptop und schreibe diese Zeilen.

Die Windvorhersage hat in den letzten Tagen selten gestimmt oder lokale Phänomene kamen uns dazwischen. Wie an der Westküste von Agathonisi mit 35 Knoten in Böen. Oder wie bei unserer Überfahrt von Agathonisi nach Arki, wo statt 15 Knoten erst gar kein Wind kam und später 20 Knoten, um dann wieder ganz zu verschwinden. Letzte Nacht war leichter Wind mit maximal 15 Knoten aus West vorhergesagt. Stattdessen wurden wir nachts um zwei Uhr von starkem Wind und Regentropfen auf dem Dach geweckt. 

Pallini tanzte auf den Wellen auf und ab. Der Wind kam von Osten, wohin wir wenig geschützt liegen. Sollte sich der Anker lösen, würden wir nun direkt auf die Felsen zu treiben. Als Michi zu mir sagte: Zieh dir etwas Warmes an, rutschte mein Herz in die Hose. Gab es doch ein Problem mit unserem Anker? Ängstlich schlüpfte ich in mein Ölzeug und kam ins Cockpit. Wir starteten den Motor und Michi gab noch etwas Ankerkette nach. Die Windanzeige stieg bis auf 30 Knoten und es pfiff wie wild über uns hinweg. Am Horizont vor uns blitzte es immer wieder in großer Entfernung. So saßen wir noch eine ganze Weile im Cockpit und warteten ab. 

Als der Wind seit einer Weile mit weniger als 15 Knoten wehte und auch die Wellen ruhiger wurden, ging Michi schlafen. Ich blieb noch eine Weile sitzen, wollte dem Frieden nicht trauen. Obwohl ich vorher mitten aus dem Schlaf gerissen wurde, war ich nun hellwach und aufmerksam. Schließlich schlief der Wind ganz ein und so ging auch ich hinein. Das war ein extrem unschönes und beängstigendes Gefühl, so vom Wind überrascht zu werden und ausgeliefert zu sein und nur abwarten zu können. Zum Glück hat unser Anker aber gut gehalten und das stärkt unser Vertrauen in die für uns immer noch neue Pallini.

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